Nix für Langschläfer!

Wer einen Sonnenaufgang erleben will, der muss früh aus den Federn springen. Am Gipfel des Gartnerkofels (2195 m) zu stehen, wenn die Sonne die umliegenden Berge in ein golden schimmerndes Licht taucht, ist immer wieder ein unvergessliches Erlebnis. 

Die Aussicht, die man vom Gipfel in alle vier Himmelsrichtungen hat, ist eine regelrechte Augenweide. Wir schwenken den Blick von Osten ausgehend über die Julischen Alpen in Slowenien und Italien hinüber zu den Südtiroler Dolomiten ganz hinten im Südwesten. Dann auf die Karnischen Alpen und Lienzer Dolomiten, die zahlreichen Berggruppen Oberkärntens im Norden und den gesamten Verlauf der Gailtaler Alpen zwischen dem Lesachtal und dem Dobratsch bei Villach. Selbst die Grenzregion zur benachbarten Steiermark mit der Sau- und Koralpe ist heute zum Greifen nahe.

Mit vielen Fotos auf der Speicherkarte machen wir uns auf den Weg zur Watschiger Alm, genießen das gute Almfrühstück und mit ein wenig Glück, können wir die Wulfenia sehen.


Irgendwann im Juni „wulfelt“ es rund um die Watschiger Alm nur so an allen Ecken und Enden. Je nach Wetterlage. Wann genau, bestimmt die Natur in Eigenverantwortung selbst. Wir brauchen nur geduldig darauf zu warten. Fällt die Blütezeit der Wulfenia in einen Jahresabschnitt, wo die Sonne auf den Bergen die letzten Schneefelder wegschmilzt und in unsereinem das untrügliche Gefühl hochsteigt, dass die nächste Wandersaison vor der Haustür steht. Die Skischuhe, Tourenski und Schneeschuhe werden in der Stellage versenkt, die Bergschuhe werden einer erneuernden Fettkosmetik unterzogen und damit startklar gemacht. Gleich neben der Watschiger Alm finden wir das Reich der Wulfenia und die ersten üppig blühenden Bestände. Denn die Blütezeit kommt so sicher und verlässlich, wie dort oben auch der Schnee im Frühjahr unter Garantie wegschmilzt. Egal, ob Natur- oder Kunstschnee. Alle Jahre wieder dasselbe Spiel. Und dann erwacht sie für ein paar Wochen zu neuem Leben. Die „Wulfenia carinthiaca“. Tausende Augenpaare bestaunen diese seltene Blume und die von ihr gemachten Fotos füllen wohl zahlreiche Speicherkarten und Datenbanken. Botaniker aus allen Windrichtungen finden sich im Gailtal ein, um sich ein hochwissenschaftliches Stelldichein zu geben. Sie kommen wegen „ihr“ hierher, denn sie wächst weltweit nur hier oder ganz weit weg.